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Hackman
Hackman in Reutlingen: Wenn Kindern lieber programmieren als spielen
Zehn Jungen und Mädchen sitzen gespannt vor ihren noch dunklen Bildschirmen. In den nächsten Tagen wollen die Zehn- bis Zwölfjährigen lernen, wie man einen Mini-PC zusammenbaut und damit programmiert. Der Stadtjugendring Reutlingen hat sich speziell für das Sommerferienprogramm mit über 20 „Raspberry PI’s“ eingedeckt. Diese scheckkartengroßen Einplatinenrechner wurden mit Unterstützung der Initiative Kindermedienland angeschafft.
„Hallo, ich bin der Norbert. Ihr könnt Du zu mir sagen! Wer hat schon mal einen Raspberry PI gesehen?“ Eins, zwei, drei, vier, fünf Hände gehen nach oben. „Was habt ihr damit gemacht?“ fragt Norbert. Eine Teilnehmerin hat mit dem Raspberry PI eine Internetseite erstellt, auf der automatisch erstellte Fotos angezeigt werden. Ein anderer Teilnehmer hat damit bereits Minecraft gespielt. Norbert Merz ist normalerweise Trainer für Kampfsport und Gewaltprävention. Als begeisterter Bastler und Hobby-Computerbauer will er sein Wissen in der Jugendbildung einbringen.
„Welche Bauteile erkennt ihr?“ fragt Norbert Merz, während alle im Kreis um den Raspberry PI herumsitzen. Vier USB-Anschlüsse, ein Kartenleser, der Grafikprozessor, der HDMI-Eingang, die Schnittstelle für den Bildschirm. „Und wisst ihr auch, was da für ein Prozessor drin steckt?“ Schweigen. „Ein Vierkernprozessor mit viermal 0,9 MHz-Taktung und 521 MB Hauptspeicher!“. Was man damit wohl anstellen kann? Norbert Merz will heute zeigen, wie man mit einem selbstgebastelten PC programmieren kann. Was man dazu benötigt: einen Bildschirm, eine Tastatur, eine Maus, Kabel – sowie ein Raspberry PI, dass für unter hundert Euro im Computerfachhandel erhältlich ist.
Das Zusammenstecken und Verbinden von Maus, Tastatur, Bildschirm und Mini-PC geht kinderleicht: Bereits nach fünf Minuten erkunden die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Oberfläche des vorinstallierten Betriebssystems. Zur Freude aller Jungen und Mädchen ist auf allen Raspberry PI’s auch das Kult-Computerspiel „Minecraft“ vorinstalliert. Ein Bildschirm nach dem anderen lässt die quadratische Minecraft-Welt erblicken. Die Stimme von Norbert Merz wird mit jedem Satz lauter, während die Kinder konzentriert in die Minecraft-Welt eintauchen. Mit einem Schlag sind alle Bildschirme schwarz.
Referent Norbert Merz hat sich einen Scherz erlaubt und mit dem Notschalter den Strom abgedreht. „Um Minecraft zu spielen, braucht ihr doch kein Sommerferienprogramm. Ihr dürft das aber gerne zu Hause spielen oder nachher in der Pause“. Statt Computer zu spielen will Norbert Merz den Jungen und Mädchen beibringen, wie man mit „Scratch“ – einer grafischen Programmierwelt – Figuren zum Leben erweckt. Er fragt, wer bereits mit „Scratch“ gearbeitet hat. Fast die Hälfte der Kinder meldet sich. „Ich habe damit einen Flipperautomat gemacht. Mein Papa hat mir das gezeigt.“ erzählt ein Junge. Ein anderer hat bereits ein Labyrinth- und ein Taucher-Spiel programmiert. Damit keine Langeweile aufkommt, werden die Fortgeschrittenen mit den Scratch-Neulingen in Zweiergruppen gesteckt.
„Das Tolle an Scratch ist, dass man 2D-Spiele entwickeln kann, ohne dass man vorher eine Programmiersprache gelernt hat.“ erklärt der Referent. In „Scratch“ werden stattdessen fertige Befehle zu einer kompletten Aktion „zusammengesteckt“. Norbert Merz verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Die Zehn- bis Zwölfjährigen sollen während des dreitägigen Workshops eine funktionstüchtige Version des Smartphone-Games „Flappy Bird“ auf die Beine stellen. Bei „Flappy Bird“ muss ein Vogel durch ein Labyrinth von Rohren gelenkt werden, ohne sich den Kopf anzustoßen. Norbert Merz will gerne weiterarbeiten: „Kann ich den Strom wieder anmachen? Oder wollt ihr eine Pause machen?“ fragt er. Die Nachwuchs-Programmierer wollen wieder Strom.
Am Ende des Workshops haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Jump’n’Run-Spiel „JumpyPirat“ programmiert. „JumpyPirat“ kann hier ausprobiert werden. Der Stadtjugendring Reutlingen bietet im Rahmen des Programms „Hackman“ Kurse mit dem Raspberry PI sowie 3D-Konstruktionsworshops an. Als Gewinner des Ideenwettbewerbs Baden-Württemberg wird „Hackman“ von der Initiative Kindermedienland mit über 25.000 Euro gefördert.